Mittwoch, 9. März 2011

"Das Hexenbuch von Salem" von Katherine Howe


Klappentext:
Connie Goodwin ist eine hervorragende Studentin der Harvard Universität und schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit über Sitten und Gebräuche im Amerika des 17. Jahrhunderts. Ihr Spezialgebiet sind die Hexenverfolgungen in Salem. Als Connies Mutter Grace sie eines Tages bittet, das halbverfallene Haus der Großmutter in Marblehead, Massachusetts, in Ordnung zu bringen, ist Connie wenig begeistert. Mit gemischten Gefühlen reist sie in das Küstenstädtchen, das nicht weit von Salem entfernt liegt. Immerhin hofft Connie, in den alten Kirchenregistern von Salem etwas über die Hexenprozesse zu finden, und ist froh, dass ihr der gutaussehende Restaurator Sam, den sie in der Kirche antrifft, bei den Recherchen helfen möchte.

Kurz darauf entdeckt Connie im verwunschenen Haus der Großmutter ein vergilbtes Pergament, das sie auf die Spur eines alten Buches mit sonderbaren Formeln und Rezepten bringt. Als sie ihrer Mutter von dem Folianten erzählt, ist diese nicht überrascht: Grace weiß von dem Buch, das lange im Familienbesitz war, und warnt ihre Tochter, sich damit zu beschäftigen. Gemeinsam mit Sam kommt Connie schließlich einem gefährlichen Familiengeheimnis auf die Spur – und entdeckt plötzlich seltsame Fähigkeiten an sich selbst …

Ein großer Frauenroman, der im heutigen Neuengland und im 17. Jahrhundert spielt.


Das Buch spielt, wie im Klappentext beschrieben, in zwei verschiedenen Zeiten. Diese Art von Romane sind genau nach meinem Geschmack, obwohl die Hexenprozesse, Hexenverbrennungen und Hexenverfolgungen nicht unbedingt zu meinen favorisierten Themen gehören. Was mich aber schlussendlich zum Kauf des Buches animiert hat, waren die Informationen über die Autorin selbst. Katherine Howe schreibt, wie ihre Protagonistin, an ihrer Doktorarbeit in Boston, die sich – surprise, surprise – mit dem Thema „Hexen“ befasst. Was aber noch viel interessanter ist: zu einer Ihrer Vorfahren gehört eine gewisse Elizabeth Proctor, die zwar der Hexerei wegen angeklagt war, aber überlebt. Eine weitere Ahnin, Elizabeth Howe, hatte nicht so viel Glück. Sie wurde in Salem als Hexe gehängt. Und so war ich natürlich sehr gespannt darauf, wie die Autorin es umsetzt, ihre Protagonistin Connie, eine angehende Historikerin, mit den Entdeckungen im Haus ihrer Großmutter zu konfrontieren und dem Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen. Die Autorin hat ansatzweise aus dem Roman eine wissenschaftliche Arbeit daraus macht, was aber auf keinen Fall das Lesevergnügen schmälert. Im Gegenteil. Sie schafft es auf eine lockere und spannende Art dem Leser das Leben und Verhalten der Menschen im Salem zur Zeit der Hexenprozesse näher zu bringen, ohne dass es langweilig wird.


Etwas schade finde ich dagegen, dass die beiden Hauptcharaktere in der Gegenwart (also 1991), Connie und Sam sehr oberflächlich wirken. Bei Connie hat man permanent das Gefühl, dass sie in ihrem Charakter noch nicht so richtig gefestigt ist. Sicherlich könnte man das auch auf ihre Kindheit zurückführen, die sie mit einer stark spirituellen Muttern und Großmutter verbracht hat und nichts auf diesen ganzen „Hokuspokus“ gibt, der in Salem dargeboten wird. Irgendwo verständlich, aber Connie erhält dadurch den Miesepeter-Stempel. Ihr Freund Sam, der ein Studium im Bereich Denkmalpflege hat, arbeitet als Restaurator bzw. Turmarbeiter in der ortsansässigen Kirche. Sam ist ein eher legerer und cooler Typ, der aber hie und da etwas unglaubwürdig wirkt. Es gibt da eine besondere Stelle im Buch, in der er und Connie in einer Seglerkneipe sitzen und er mehr über eine bestimmte Entdeckung erfahren möchte. Als Connie ihm ihre Erkenntnisse erklärt, bekommt man den Eindruck, dass Sam sich nicht wirklich für ihren „Vortrag“ interessiert, da er währenddessen mit seinen Fingerknöchel knackt. Okay, daran kann man sich jetzt natürlich festbeißen, aber irgendwie bekommt man das Gefühl nicht los, dass das, was Sam über sein Wissen über die Geschichte, eher aus Connies Mund kommen müsste. Sam wirkt verspielt und kindlich. Vielleicht auch nur deshalb, um Connie aus ihrer doch so vernünftigen und ernsten Reserviertheit zu locken.


Aber im großen und ganzen ist es ein sehr spannendes Buch und man fiebert mit Connie richtig mit, als sie sich auf die Suche nach dem alten Rezeptbuch von Deliverance Dane. Schade fand ich hier allerdings die Art und Weise, wie Connie das Buch findet. Irgendwie unspektakulär und man erfährt dann eigentlich nur davon, als sie ihrer Mutter von dem Fund erzählt. Ich stelle es mir unglaublich aufregend vor, wenn ich Wochen nach dem Buch suche und ich es dann endlich in den Händen halten dürfte. Und was das überhaupt für die Geschichte und Wissenschaft bedeuten würde.


Vielleicht auch noch ein paar Worte zur Geschichte, die in der Vergangenheit spielt. Diese ist sehr schön erzählt, aber irgendwie hat mit der Schrecken dieser Hexenprozesse gefehlt. Die Ängste der Protagonisten kommt nicht wirklich rüber und es liest sich teilweise, wie eine schlichte Beschreibung. Ein wenig ungünstig fand ich ebenfalls die Sprünge zwischen den einzelnen Zeiten, die von Deliverance und ihrer Tochter und Enkelin handeln. Diese Geschichte beginnt im Jahre 1682 und springt dann von zwischendrin auf das Jahr 1715 und dann wieder zurück auf das Jahr 1692. Dennoch ist die Geschichte noch gut zu verfolgen, verwundert jedoch ein wenig.


Zum Schluss noch eine Nebensächlichkeit zum Buch selbst. Ich habe mir seinerzeit die Taschenbuchausgabe von Weltbild gekauft, die sehr unhandlich ist. Ich hatte große Mühe das Buch aufzuhalten oder aufgeschlagen zu lassen. Ich rate daher, entweder die Hardcover- oder die Taschenbuch-Ausgabe von Goldmann zu kaufen.


Müsste ich Sterne vergeben, dann bekäme dieses Buch von mir 3 von 5 Sternen. Die Idee hinter der Geschichte ist sehr originell, aber Katherine Howe hätte es sicherlich besser umsetzen können.